Stimmen der Unsichtbaren
Viele der Geflüchteten und Migrant:innen, die zu uns in die Beratung kommen, erleben Angst und Unsicherheit. Einige haben sich bereit erklärt, anonym ihre Gedanken zu teilen. Sie berichten von der Furcht vor Abschiebung - selbst wenn sie eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis besitzen. Die drohende Einschränkung des Familiennachzugs, die geplante Einführung der Bezahlkarte sowie die Verschärfung des Aufenthalts- und Sozialrechts machen vielen Menschen große Sorgen.
Eine Frau ist vor elf Jahren aus dem Irak geflüchtet, lebt in Au und erzählt uns: "Meine Tochter sagt immer: Deutschland ist meine Heimat, auf Arabisch kann ich weder lesen noch schreiben".
Ein Mann aus Afghanistan beschreibt seine Unsicherheit: "Jeden Tag frage ich mich, ob ich morgen noch hier sein darf. Ich habe Angst, dass sich die Gesetze wieder ändern."
Gesellschaftliche Herausforderungen treffen Migrant:innen zuerst
Einige Probleme, wie Wohnungsnot, erschwerter Zugang zum Arbeitsmarkt, unzureichende medizinische Versorgung oder die Hürden des Behördenapparats, betreffen Geflüchtete und Migrant:innen besonders stark. Sie sind es, die als Letzte eine Wohnung finden, die in prekarisierten Arbeitsverhältnissen feststecken, die weniger Sozialleistungen erhalten als andere.
Ein Zeichen gegen den negativen Diskurs
In der aktuellen politischen Debatte wird Migration oft als Ursache gesellschaftlicher Probleme dargestellt. Doch diese Gespräche zeigen: Geflüchtete und Migrant:innen sind nicht das Problem - sie sind Teil der Lösung. Sie arbeiten, sie lernen, sie engagieren sich in der Gesellschaft. Dennoch haben viele das Gefühl, nicht dazugehören zu dürfen.
Ein junger Mann aus dem Irak sagt: "Ich will nur leben, wie alle anderen. Ich will arbeiten, meine Familie hierhaben und in Frieden leben. Ist das zu viel verlangt?"
Wir wollten mit diesen Interviews zeigen, dass Migrant:innen nicht nur "geduldet" werden sollten - sie sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Sie bringen Erfahrungen, Engagement und Hoffnung mit. Die politische Debatte muss sich von Angstmacherei lösen und stattdessen echte Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen finden, die alle betreffen - Geflüchtete wie Einheimische.
Die Bundestagswahl ist eine Entscheidung über die Zukunft unseres Zusammenlebens. Es ist an der Zeit, den Stimmen der Geflüchteten zuzuhören und sie nicht nur als Wahlkampfthema, sondern als Mitbürger:innen ernst zu nehmen.
eine schöne Pressemitteilung ist in der Badischen Zeitung erschienen:
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Angefügt finden Sie die originalen Statements unserer Klient:innen.