Das Mitte März eröffnete Pflegeheim im Katharina-Rieder-Haus Caritas-Seniorenzentrum Glottertal wird vorübergehend geschlossen. Hintergrund ist der seit der Inbetriebnahme nochmals deutlich gestiegene Fachkräftemangel im deutschen Gesundheitswesen. Das Pflegeheim im Caritas-Seniorenzentrum Glottertal gehört damit zu den Einrichtungen in Deutschland, die den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal nicht mehr in Einklang mit einer hochwertigen Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner bringen können. Um für die Betroffenen auch weiterhin eine umfassende Pflege sicherstellen zu können, sind für die 20 Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald alternative Plätze reserviert. Auch die Mitarbeitenden haben eine Perspektive in einem der Caritas-Seniorenzentren im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald.
"Es tut uns für alle Betroffenen sehr leid, dass wir aktuell im Pflegeheim des Katharina-Rieder-Haus keine Betreuungsmöglichkeiten für die Bewohnerinnen und Bewohner anbieten können, ohne bei der Qualität der Pflege Einbußen zu machen", erklärt Jochen Kandziorra, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes Breisgau-Hochschwarzwald und ergänzt: "Uns war dabei sehr wichtig, sowohl die uns anvertrauten Bewohnerinnen und Bewohner, deren Angehörige als auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort schnellstmöglich über diesen Schritt zu informieren." Bürgermeister Karl Josef Herbstritt erklärt trotz großer Betroffenheit: "Ich habe großes Verständnis für die verantwortungsvolle Entscheidung des Caritasverbandes."
Der Bürgertreff der Generationengemeinschaft Glottertal und die Seniorenwohnungen im Katharina-Rieder-Haus sind von der vorübergehenden Schließung des Pflegeheims nicht betroffen.
Trotz enormer Bemühungen, wie dem sehr kostenintensiven Einsatz von externen Honorarkräften, sehen sich die Pflegeeinrichtungen in Deutschland einem akuten Personalmangel ausgesetzt, der durch die Corona-Pandemie verstärkt wurde. "Gleichzeitig fehlen uns nach wie vor Zehntausende von Pflegefachpersonen, daran ändert sich wirklich überhaupt nichts", sagt Christine Vogler in einem aktuellen SWR2-Beitrag vom 6. Oktober 2022. Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats warnt schon lange vor einem massiven Pflegenotstand in Deutschland.
Auch die Diakonie warnt in einer aktuellen Pressemitteilung vor einem Systemkollaps: "Wenn nicht endlich eine grundlegende Pflegereform kommt, fährt das Pflegesystem absehbar vor die Wand", sagt Diakonie-Vorständin Maria Loheide. Man brauche jetzt schnelles politisches Handeln.
Trotz der jetzigen Schließung des Pflegeheims im Katharina-Rieder-Hauses aufgrund der benannten Rahmenbedingungen, wird der Caritasverband Breisgau-Hochschwarzwald nichts unversucht lassen, das Pflegeheim in Glottertal im Jahr 2023 wieder in Betrieb zu nehmen.
Mehr als 100.000 zusätzliche Stellen erforderlich
Medienberichte wie die ARD-Plusminus-Sendung vom September 2022 oder der bereits im Mai 2019 ausgestrahlte ARD Panorama-Beitrag machen immer wieder auf die durch den Fachkräftemangel bedingte Verschärfung der Situation in den Pflegeheimen aufmerksam. Die Beiträge beschreiben, dass trotz der seitens der Politik angestoßenen Reform der Pflegeausbildung sowie Anwerbeversuchen im Ausland immer mehr Träger gezwungen sind, Einrichtungen zu schließen. Der Mangel an Pflegekräften wurde von Prof. Heinz Rothgang, Pflegeexperte an der Universität Bremen, und seiner Forschungsgruppe untersucht: "Wir haben im Auftrag des Gesetzgebers von 2017 bis 2020 genau das untersucht. Mit dem Ergebnis, dass wir gut ein Drittel mehr Pflegekräfte brauchen in Deutschland. Das sind, wenn man es in Stellen ausdrückt, mehr als 100.000 zusätzliche Stellen. Und es ist klar, solange diese Stellen nicht geschaffen und besetzt sind, haben wir zu wenig Personal in Pflegeheimen."
Zum Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald e.V.
Der Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald e.V. ist ein Wohlfahrtsverband mit rund 800 hauptamtlichen und über 400 ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Er bietet Menschen in schwierigen Lebenslagen fachgerechte Unterstützung und ist im Landkreis ein großer Anbieter von ambulanten und stationären Pflegeleistungen. Der Caritasverband lässt sich vom Bild der solidarischen und gerechten Gesellschaft leiten, in der auch Arme und Schwache einen Platz mit Lebensperspektiven finden können. Die Not von Hilfe-bedürftigen in ihren jeweiligen Ausprägungen steht im Mittelpunkt der Arbeit.