Ehrenamtliches Engagement mit Geflüchteten ist im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald meist eingebettet in einen Helferkreis oder eine Initiative vor Ort. Einige dieser Kreise und Initiativen (oftmals mit rund 50 Mitgliedern) gibt es schon seit vielen Jahren, wiederum andere haben sich erst in den letzten Jahren gegründet.
Gibt es da ein Ideal-Konzept für Helferkreise in der Flüchtlingsarbeit, was die Struktur, die Tätigkeitsfelder und die Form der Zusammenarbeit betrifft?
V.l.n.r. Kathrin Gieseking (Merzhausen), Jürgen Lieser (Wittnau), Esther Preiser & Joelle Bing (Schallstadt).Theresa Stecklum
Die Berichte und der Austausch im Pfarrzentrum St. Gallus in Merzhausen am vergangenen Montag machten deutlich, dass es das nicht gibt. Vielmehr sind im Laufe der Jahre vielfältige Strukturen und ehrenamtliche Unterstützungsformen entstanden, die besonders empfehlenswert sind, aber zu den sehr verschiedenen Rahmenbedingungen vor Ort passen müssen.
Grundsätzlich betonten zunächst alle Engagierten, dass bestimmte kommunale Strukturen ehrenamtliches Engagement enorm erleichtern können. Dazu zählen Bemühungen seitens der Gemeindeverwaltung um eine vorausschauende Integrationspolitik, z.B. durch die Bereitstellung von Kindergartenplätzen und Wohnraum, die Etablierung einer hauptamtlichen Flüchtlingssozialarbeit vor Ort, genauso wie die konkrete Unterstützung beispielsweise durch die Bereitstellung von Räumen für ehrenamtliches Engagement.
Hinsichtlich der Tätigkeiten, die die Engagierten ausüben, könnte man eine lange Liste mit vielfältigen und kreativen Angeboten erstellen. Diese bunte Vielfalt trägt der Tatsache Rechnung, dass die Anzahl der Geflüchteten vor Ort, deren Familienstand, Alter oder Bleibeperspektive sowie die Anzahl und die Ressourcen der Engagierten in den einzelnen Kommunen sehr unterschiedlich sind.
Flächendeckend bewährt haben sich die Begleitung der Geflüchteten in Form von direkten Patenschaften, das Feiern gemeinsamer Feste oder das Veranstalten gemeinsamer Ausflüge und Aktionen - gerade auch in Begegnung mit den Nachbarn - betonte Kathrin Gieseking, Vorsitzende des Helferkreises für Flüchtlinge e.V. Merzhausen. Bei dieser intensiven Begleitung sei es wichtig, so Jürgen Lieser vom Helferkreis in Wittnau, die Begegnung auf Augenhöhe zu beachten: Man könne nicht die Lebensentwürfe für „seine“ Flüchtlinge bestimmen. Leider, dies bedauerten einige Engagierte, fehle es zunehmend an Ehrenamtlichen, die eine Patenschaft übernehmen würden. Doch Joell Bing und Esther Preiser vom Helferkreis in Schallstadt gehen damit ganz flexibel um und bieten in naher Zukunft eine Art Sprechstunde mit Geflüchteten an – ein neuer Ort der Begegnung.
Neben dieser direkten Begleitung gibt es zahlreiche andere empfehlenswerte Tätigkeiten, je nach Interesse und Fähigkeit der Engagierten und je nach Bedürfnis der Geflüchteten vor Ort: Deutschunterricht oder Nachhilfe, Kurse für Geflüchtete zu Themen wie Gesundheit oder Verkehrssicherheit, Fahrradwerkstätten und vieles mehr. Frau Gieseking vom Helferkreis in Merzhausen betonte, dass es zudem eine enorme Bereicherung wäre, wenn sich auch ÄrztInnen oder RechtsanwältInnen im Kreise befänden.
Als sehr belastend wurde der Kampf um die Bleibeperspektive bei drohenden oder erfolgten Ablehnungen des Asylantrags beschrieben. Dies erschüttere die Arbeit. Da könne auch kein Dankeschön für das ehrenamtliche Engagement helfen.
Hinsichtlich der Struktur eines Helferkreises hat sich gezeigt, dass es nicht so sehr relevant ist, ob sich die Initiativen in Form eines Vereins, angebunden an die Gemeinde oder als lose Gruppe engagieren. Viel wichtiger ist, dass die Struktur zu den Gegebenheiten vor Ort passt. Der Vorteil eines Vereins liegt vor allem in der Akquise sowie in der Verwaltung von Spenden- und Fördergeldern.
Für die Zusammenarbeit wichtig, dies betonten alle Initiativen, seien ein regelmäßiger Austausch untereinander sowie eine gute Kommunikation. Die Möglichkeiten hierzu sind groß: große und kleine Treffen, Dropbox, E-Mail-Verteiler, Newsletter. Welche Form gewählt wird, hängt letztlich von den Vorlieben der Initiativen ab, doch eines ist klar – eine gute Kommunikation braucht Zeit.
Die Organisatoren des Abends, Theresa Stecklum und Robert Klebes bedanken sich für den bereichernden und offenen Austausch sowie für das tatkräftige Engagement in der Integrationsarbeit, die zu einem wichtigen Teil nur in gemeinsamer Begegnung stattfinden kann.
Weitere Informationen zur Qualifizierung und Beratung von ehrenamtlich Engagierten erhalten Sie bei Theresa.Stecklum@caritas-bh.de; 0761-8965-446, Caritasverband für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald e.V. (Dieses Projekt wird gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen des Programms „Willkommen in Baden-Württemberg! Engagiert für Flüchtlinge und Asylsuchende“).